Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19 – Teil 3: Dazulernen

Bisher hat sich die Serie „Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19“ mit Visualisieren sowie Struktur und Erholung beschäftigt. Im Fokus liegt immer die persönliche Entwicklung und gleichzeitig das Fördern des psychischen Wohlbefindens. Dieses Ziel verfolgt auch der dritte Teil „Dazulernen“.

Dazulernen

Nutze die Gelegenheit, um dazuzulernen und deine mentalen Stärken weiterzuentwickeln (z.B. Visualisierungsfähigkeit, Konzentration, Belastbarkeit). Auch deine taktischen oder andere sportartspezifische Kenntnisse kannst du vertiefen. Zudem hast du jetzt die Möglichkeit, dich darauf zu konzentrieren, eine neue individuelle Fähigkeit zu erlernen, wie z.B. etwas mit deiner nicht dominanten Hand oder deinem nicht dominanten Fuß auszuprobieren. Du kannst auch etwas Neues außerhalb des Sports dazulernen: kochen, zeichnen, eine neue Sprache lernen oder irgendetwas anderes, was dich schon immer interessiert hat. Da der Sport durch COVID-19 nun teilwiese auf Eis gelegt wurde, bleiben für dich Erfolge in Wettkämpfen oder Spielen aus. Beim Dazulernen erweiterst du jetzt also nicht nur deine Fähigkeiten, sondern schaffst dir auch die Möglichkeit, wieder Fortschritte und Erfolge zu spüren. Du tust nebenbei also auch noch etwas für dein Selbstvertrauen.

Psychische Fertigkeiten sind etwas, von dem sich viele Sportlerinnen und Sportler wünschen, sie könnten es besser. Dazu zählen der Umgang mit Druck, Abhaken von Fehlern, optimale Wettkampfvorbereitung, mentales Training, Stressmanagement und vieles mehr. Da physisches Training im Moment teilweise eingeschränkt ist, könntest du z.B. ein Online-Coaching ausprobieren, um dein psychologisches Wissen zu erweitern. Wenn du darauf Lust hast, dann melde dich bei mir. Apps wie Mindance bieten dir eine weitere Möglichkeit, deine psychischen Stärken zu erweitern (Mindance bei GooglePlay, Mindance im App Store).

Das könntest du tun: Probiere etwas Neues aus. Lerne selbstständig, per App oder im Coaching sportlich und mental etwas dazu. Schließe dich dafür idealerweise mit einer Trainingspartnerin oder einem Trainingspartner zusammen, damit ihr eure Erfahrungen teilen und euch gegenseitig motivieren könnt.

Darauf solltest du achten: Möglicherweise hast du das Gefühl, dass dir die Energie für das Offline- oder Online-Lernen fehlt. Setze dir Ziele und gehe es langsam an.

Im nächsten Teil: Vernetzen und Rausgehen. Im letzten Teil der Serie geht es darum, wie du trotz der Einschränkungen soziale Kontakte pflegst und dies für deinen sportlichen Erfolg nutzen kannst. Außerdem erfährst du etwas über die positiven Effekte von Training im Freien.

Wie Leistungssport auf Krisen wie die Corona-Pandemie vorbereitet

Der Leistungssport und seine Lehren

Individuelle Betreuung im Sport
Foto: Max Menning

Die Corona-Pandemie bestimmt aktuell unsere Realität. Sie bringt viele unbekannte und neue Herausforderungen mit sich. Sie bietet aber auch immer wieder die Möglichkeit, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und deren positive Seiten aufzuzeigen. Der Leistungssport fordert sehr viel: Zeit, Anstrengungen und eine Vielzahl von Entbehrungen. Leo Teßmann ist Sportwissenschaftler und Athletiktrainer sowie ehemaliger Nachwuchsspieler von Hertha BSC und Hansa Rostock. Er fasst das Leben als Leistungssportler, seine Erfahrungen und die damit verbundenen Lehren in folgendem Instagram Post so zusammen:

https://www.instagram.com/p/B_cP2e9p3f6/

Was macht Athletinnen und Athleten aus dem Leistungssport in der Corona-Pandemie besonders?

Der Leistungssport bereitet Athleten und Athletinnen auch für den Umgang mit einer Krise vor. Natürlich bereitet der Sport einen nicht direkt auf eine Pandemie vor, doch Erfahrungen aus Training und Wettkampf sowie die damit entstandnenen Fähigkeiten lassen sich auf verschiedenste Umstände übertragen. In der Corona-Pandemie sind Fähigkeiten aus dem Sport sehr hilfreich. Dazu zählen: „Mental Toughness“ oder psychische Stärken, psychische Widerstandskraft oder Resilienz und Kontrollwahrnehmung.

1. Psychische Stärken

Leistungssportlerinnen und -sportler haben in der Regel viele Fähigkeiten und Gewohnheiten entwickelt, die ihre Leistung auf dem Spielfeld, beziehungsweise im Wettkampf unterstützen. Diese Fähigkeiten können sich bewusst oder auch unbewusst entwickelt haben. So unterstützen beispielsweise die Routinen vor dem Elfmeterschießen, die Entspannungs- und Fokussierungskomponenten enthalten, die emotionale Regulation. Solche und andere Techniken lassen sich auch nutzen, um jetzt dabei zu helfen, in der Welt außerhalb des Sports zurechtzukommen. Es ist sehr wichtig, dass sich Athleten und Athletinnen ihres Repertoires an psychischen Fähigkeiten bewusst werden und diese auch in anderen Kontexten anwenden.

2. Resilienz

Die Fähigkeit, Ressourcen sowohl im Vorfeld als auch nach einer großen Herausforderung zu mobilisieren, wird durch unsere sportlichen Herausforderungen ständig weiterentwickelt. Die Mehrzahl der Sportler und Sportlerinnen haben dadurch die Fähigkeit erlangt, auf starke Stressfaktoren optimistisch zu reagieren und sich auf ein Wachstum einzulassen. Darüber hinaus haben sie viele erfolgreich gemeisterte Hindernisse und positive Erinnerungen im Gedächtnis, auf die sie zurückgreifen können. Dadurch haben Personen aus dem Leistungssport eine solide Grundlage. Darauf können sie die Überzeugung aufbauen, dass sie über ausreichende Ressourcen verfügen, um mit der aktuellen Krise fertig zu werden. Auch hier geht es darum, sich der eigenen mentalen Resilienz aus dem Sport bewusst zu werden und sie auf aktuelle Lebenslagen zu übertragen.

3. Wahrnehmung von Kontrolle

Der Verlust von Kontrolle ist generell eine der Hauptursachen für Angstzustände. Bei einer Kriese wie der Corona-Pandemie ist das Gefühl von Kontrollverlust allgegenwärtig. Die Entwicklung von Autonomie und die Rückgewinnung von Kontrollgefühl ist ein Schlüsselfaktor, um sich wieder sicher und geborgen zu fühlen. Das bewusste Wahrnehmen neuer Gewohnheiten, die uns vor COVID-19 schützen sollen, wie z.B. die physische Isolation, Handhygiene oder die Vermeidung von Gesichtsberührungen, kann dabei helfen, in einer unsicheren Welt die Kontrolle zurückzugewinnen. Bewusst neue Wege zu finden, sich zu bewegen, zu arbeiten, zu trainieren und zu interagieren, kann eine Welt voller Möglichkeiten eröffnen und gibt Handlunugsspielraum zurück. Sportlerinnen und Sportler haben in Studien gezeigt, dass sie schneller positive Gewohnheiten entwickeln und besser ihre Selbstbeherrschung bewahren können. Auch dies sind Fähigkeiten, die sich auf die gegenwärtigen herausfordernden Umstände übertragen lassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Leistungssportlerinnen und Leistungssportler in der aktuellen Situation zuerst ihrer eigenen Fähigkeiten, beziehungsweise mentalen Stärken bewusst werden sollten. Eine Methode, die bei diesem Prozess äußerst hilfreich sein kann, ist Achtsamkeit. Danach gilt es, diese Stärken auf den sportlichen, beruflichen und privaten (neuen) Alltag anzuwenden.