Mit zielgerichtetem Coaching Motivation und Trainingserfolge steigern
Wenn wir im Training oder im Spiel coachen, übermitteln wir unseren Spielerinnen und Spielern Feedback. Doch Feedback ist nicht gleich Feedback. Es kann verbal und nonverbal, formal oder nicht formal, direkt oder indirekt sowie bewusst und unbewusst gegeben werden.
Feedback kann über verschiedene Wege gegeben werden: visuell, auditiv und audiovisuell. Visuelles Feedback erfolgt z.B. mimisch oder anhand von Gestik. Das auditive Feedback wird durch Sprache oder andere Laute gegeben. Die Verbindung beider Formen wird audiovisuelles Feedback genannt.
In wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass das Nutzen von direktem audiovisuellen Feedback den meisten Erfolg verspricht.
Für die Empfänger -die Spielerinnen und Spieler- kann Feedback positiv, negativ oder neutral (sachlich) sein. Auch das Ausbleiben von Feedback (Nonreinforcement), z.B. nach einer gelungenen Aktion, ist eine Art der Rückmeldung. In einer Studie mit Eishockeyspielern (Stein et al., 2012) konnte z.B. gezeigt werden, dass Nonreinforcement, vor allem nach einer guten Leistung, eine der dysfunktionalsten Arten von Feedback ist und die Sportler sich sehr häufig mehr Feedback wünschen, als sie im Durchschnitt wahrnehmen. Man sollte seine Sportler und Sportlerinnen demzufolge nie ignorieren, ihnen im Training permanent Aufmerksamkeit schenken und geglückte Handlungen stets verstärken. Es gibt demnach sehr viele Dinge zu beachten, wenn es um zielführendes Coaching geht.
Dieser Übersichtsartikel beschäftigt sich mit zwei wichtigen Faktoren der Kommunikation auf und neben dem Platz: dem verbalen und dem nonverbalen Feedback.
Verbales Feedback – Loben, Anfeuern, Kritisieren.
Positives Feedback – Loben, loben, loben…
Lob ist eine Art des Feedbacks und wird von den meisten Menschen als positiv wahrgenommen. Erwachsene und Kinder sprechen stark auf Lob an und weisen nach dem Empfang eines Lobes ein erhöhtes Selbstwertgefühl auf.
Lob sollte im Fußballtraining und -spiel eingesetzt werden, um erwünschtes Verhalten zu verstärken.
Doch wie setzt man Lob zielgerichtet ein? Wenn man sich vor Augen hält, dass es darum geht, Spielerinnen und Spieler weiterzuentwickeln, dann sollte Lob immer dann zum Einsatz kommen, wenn man z.B. ein Verhalten wahrgenommen hat, welches aus Trainersicht gewünscht ist.
Beispielsituation: Ein Mitspieler steht frei. Ein Pass zu diesem Spieler war die gewünschte Reaktion und wurde umgesetzt. Folgt nun unmittelbar ein Lob vom Trainerteam, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein ähnliches Verhalten bei einer gleichartigen Situation gezeigt wird. Am wirksamsten ist Lob immer direkt nach der Aktion, weil dann die Verknüpfung mit der Aktion noch am frischesten ist.
Was genau sollte man loben?
Leman (2008) unterscheidet zudem Ermutigung von generellem Lob, da bei der Ermutigung die Handlung im Vordergrund steht. Er schreibt, dass Ermutigung („Das war ein klasse Dribbling“) wirksamer sei als Lob im allgemeinen Sinn („Du bist klasse“). Nach Leman sollte man nie die Persönlichkeitseigenschaften eines Kindes mit seiner Leistung in Verbindung bringen, da dies nicht selbstwertfördernd ist. Man sollte eher das Erbringen der Leistung an sich loben.
Ebenso wenig sollte Lob zu Ungunsten anderer Teammitglieder eingesetzt werden, indem man beispielsweise die Leistung eines Spielers mit der eines anderen Spielers vergleicht und damit die Leistung des zweiten Spielers herabwürdigt. In der Praxis wird Lob in Mannschaftssportarten meist auf das Team bezogen und Einzelne können nur einen Teil für sich herausnehmen. Positives Feedback sollte immer wieder auch direkt an einzelne Spieler und Spielerinnen gerichtet werden.
Der „Hustle“: eine besondere Form der Bekräftigung
„Hustle“ kann man als Anfeuern oder Antreiben verstehen. Umgangssprachlich könnte man auch sagen „Feuer ins Trainings bringen“. Generell ist dieses Anfeuern und Fordern positiv zu sehen, da es in der Regel zu erhöhter Anstrengung und höheren Trainingserfolgen führt.
Beim „Hustle“ ist jedoch auch Vorsicht geboten. Ist das Ziel, willensstarke Spieler und Spielerinnen zu formen, kann es kontraproduktiv sein, diesen Willen permanent von außen herein zu bringen. Hat man durch antreibende Äußerungen „genug Feuer“ in eine Übung oder ein Spiel gebracht, sollte man den Willen und Einsatz loben, der von „innen“, also aus den Spielerinnen und Spielern selbst kommt.
Kritik – muss auch mal sein
Eine andere Art von verbalem Feedback ist die Kritik. Kritische Hinweise dürfen nicht bestrafend sein, sondern müssen eher einen korrigierenden und unterstützenden Charakter haben. Trainer und Trainerinnen sollten Kritik daher stets sachlich und im Sinne der Leistungsverbesserung äußern. Auch sachliche Kritik bezieht sich nicht auf Persönlichkeitseigenschaften, sondern auf Handlungen. Die Aussage „Den hätte ja meine Oma reingemacht!“ hilft nach einem verunglückten Torschuss niemandem weiter, sondern senkt in der Regel nur das Selbstbewusstsein. „Körper über den Ball!“ hingegen enthält eine technische Korrektur und ist frei von negativen Emotionen.
Im Training sollte immer der korrigierende Charakter der Kritik im Vordergrund stehen, um eine Leistungsverbesserung bei den Empfängern hervorzurufen. Um beispielsweise technische oder taktische Fehler zu korrigieren, sollte die Kritik, wie auch das Lob, unmittelbar erfolgen, um den Bezug zum gerade erfolgten Verhalten aufrecht zu erhalten.
Wie beim Passspiel: Timing ist entscheidend
Ob nun Lob oder Kritik – es gilt zu beachten, wann das verbale Feedback kommen sollte. Will man vor allem die Kreativität im Fußball fördern, ist es nicht zielführend, durch Kommandos im Training und im Spiel bestimmte Lösungen vorzugeben und zu fordern. „Ferngesteuerte“ Spieler können ihre Kreativität nicht ausleben und können sie ein Stück weit auch verlieren. Daher sollte der Großteil des Feedbacks nach Handlungen kommen, das heißt weniger gute Dinge korrigieren und gute Dinge bekräftigen und verstärken.
Nonverbales Feedback – auch ohne Worte sagt man viel
Die Körpersprache des Trainerteams kann zum einen nonverbales Feedback der Trainerinnen und Trainer für Verhaltensweisen der Sportlerinnen und Sportler sein. Zum anderen kann sie die innere Einstellung oder das Befinden des Trainers oder der Trainerin nach außen transferieren.
Ist das wirklich so wichtig?
Ja, denn Körpersprache ist universell und allgemeinverständlich, unabhängig vom Kulturkreis. Traurigkeit kann man beispielsweise bei jeder Person erkennen – egal, welche Sprache diese Person spricht.
Unterscheiden muss man bei der Körpersprache bewusste und unbewusste Signale. Unbewusst kann z.B. Langeweile nach außen hin ausgedrückt werden. Ein bewusstes Signal könnte z.B. ein gelerntes Verhalten wie ein aufgesetztes Lächeln sein. Ob bewusst oder unbewusst gesendet, werden Körpersignale in der Regel von anderen empfangen und verarbeitet. Nimmt die Mannschaft Körpersignale des Trainers oder der Trainerin wahr, kann dies auch einen Einfluss auf sie haben.
So genannte Spiegelneurone im prämotorischen Kortex des Gehirns erstellen bei jeder beobachteten Handlung eine interne neuronale Kopie. Dies kann man z.B. bei Neugeborenen beobachten, die – ohne das Konzept von Fröhlichkeit zu kennen – zurücklächeln, wenn man sie anlacht. Ein anderes Beispiel ist Gähnen, das häufig durch die Beobachtung einer anderen gähnenden Person ausgelöst wird. So können motivierte Trainerinnen und Trainer automatisch einen motivational positiven Einfluss auf die Spielerinnen und Spieler haben. Auf der anderen Seite kann z.B. die nervöse Körpersprache oder aggressives Verhalten von Eltern am Spielfeldrand einen negativen Einfluss haben, indem auch dieses beobachtete Verhalten kopiert wird. Die Nervosität eines Elternteils kann sich dann wie ein Lauffeuer auf die gesamte Mannschaft ausbreiten, da sich auch die Mitspieler gegenseitig „anstecken“ können.
Hat das nur kurzfristigen Einfluss?
Neben der Beeinflussung der Mannschaften in einzelnen Situationen haben Trainerteams auch einen langfristigen Einfluss auf die Einstellung der Spielerinnen und Spieler und damit eine gewisse Vorbildfunktion. Durch reines Beobachten erlernen die Sportlerinnen und Sportler bereits Verhaltensweisen. Das wird als „Modelllernen“ bezeichnet. Bei den Modellen kann es sich um reale Personen (z.B. Mutter) oder symbolische Personen (z.B. Filmfigur) handeln. Menschen lernen Verhaltensweisen, die sie bei anderen Personen oder z.B. im Fernsehen gesehen haben, in jedem Fall, führen diese aber nicht zwingend aus. Beobachtet demnach z.B. eine Sportlerin ihren Trainer, wie er lustlos eine Übung aufbaut und erklärt, kann die Athletin anschließend auch Lustlosigkeit im Training aufweisen.
Bei der Körpersprache ist also regelmäßige Selbstreflexion angesagt. Hier kann gegenseitige Beobachtung unter Trainerkollegen helfen oder Videotechnik zum Einsatz kommen. Wie bereits erwähnt, sollte man aber auch hin und wieder das Umfeld und die Spielereltern im Blick haben.
Weiterführendes
Unter Fortbildungen gibt es weitere Themen für Trainer und Trainerinnen, sowie Interessierte aus der Wirtschaft.
Gute Tipps zu verschiedenen Coaching-Stilen und deren Effekten gibt es auch auf der Homepage des DFB! Auch weitere Hinweise zum Coaching im Wettkampf sind dort zu finden.