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Mentale Stärke trainieren – so klappt’s

Mentale Stärke – was ist das eigentlich? Oft liest oder hört man: „Nimm das Mittel!“, „Mit dieser Technik kannst du Weltspitze werden!“ oder „Ändere deine Denkmuster!“ Vieles ist auch richtig und funktioniert in der Theorie fantastisch.

Aber warum funktioniert es so oft in der Praxis nicht? Lässt man bei „mentale Stärke“ das „mentale“ weg, bleibt das Wort „Stärke“ übrig. Wie wird man denn stark? Wie trainierst du deinen Bizeps? Indem du ein Video ansiehst, wie jemand über Bizeps-Wachstum redet oder indem du einmal trainieren gehst und dann auf sofortigen Erfolg hoffst? Nein, du nimmst dir regelmäßig eine Hantel und trainierst deinen Bizeps immer wieder aktiv und bewusst. Um besser zu werden, steigerst du sogar regelmäßig die Belastung.

Die harte Wahrheit ist, dass auch mentale Stärke viel Arbeit erfordert. Meditation kann zum Beispiel deine Konzentration steigern und dich dazu bringen, die Dinge klarer zu sehen. Doch genau wie beim körperlichen Training brauchst du auch hier eine Regelmäßigkeit. Regelmäßiges psychisches Training. Je mehr Zeit und Arbeit du investierst, desto besser baust du deine mentale Stärke aus.

Auf dieser Homepage kannst du dich zum Beispiel über den Umgang mit Druck im Sport, Achtsamkeit im Leistungssport oder den Umgang mit Gedanken und Emotionen schlau machen. Doch die besten Techniken, Tipps und die größte Motivation bringen dich nicht weiter, wenn du dich nicht in die Umsetzung begibst. Warum scheitern also so viele beim Erreichen ihrer Ziele und wie kommst du selbst ins regelmäßige Training deiner mentalen Stärke?

Mentaltrainer Fußball

Mentale Stärke: Richtige Zielsetzung ist der erste Schritt zur Zielerreichung

Die Antwort ist simpel. Viele Ziele werden einfach nur falsch oder zumindest unklar formuliert. Vorsätze wie „Ich will mental stark werden“ sind nicht greifbar. Denn was versteht man unter „mental stark sein“? Sich fünf Minuten konzentrieren oder 90 Minuten alle Ablenkungen ausblenden zu können? Wann ist das Ziel erreicht? Genau wegen dieser Unklarheiten bleibt die Motivation nach kurzer Zeit meist auf der Strecke.

SMART: Ziele richtig formulieren

Aber wie formuliert man Ziele richtig? Dafür bietet sich ein alter Hut aus dem Projektmanagement an, von dem du vielleicht schon einmal etwas gehört hast: die SMART-Methode. Sie ist praktisch und sehr leicht anzuwenden. Die Methode bietet einen Rahmen für eine effiziente Zielsetzung und dient als Eselsbrücke für alle Punkte, die ein Ziel haben sollten. SMART ist eine Abkürzung, beziehungsweise ein Akronym, und steht für:

  • Spezifisch
  • Messbar
  • Attraktiv
  • Realistisch
  • Terminiert

Je spezifischer ein Ziel formuliert wird, desto greifbarer macht man es. Im Beispiel „Ich will mental stärker werden“ wäre das die konkrete Formulierung, wie man mental stärker werden möchte. Man sollte festlegen, in welchem Umfang und mit welchen Übungen und Techniken man das Ziel erreichen möchte.​

Auch die Messbarkeit ist für die Motivation entscheidend. Um Erfolge sichtbar machen zu können, müssen sie irgendwie messbar sein. In unserem Beispiel also, worin man mental stärker werden will. Wird der Trainingserfolg beispielsweise an deinem Emotionsmanagement, der Konzentrationsfähigkeit oder dem Durchhaltewillen festgemacht? Beim Emotionsmanagement kann man zum Beispiel die Anzahl der Situationen messen, die man erfolgreich meistert, etwa: Am Anfang bringt mich jede Beleidigung vom Gegner aus dem Konzept, nach ein paar Wochen nur noch jede zweite und am Ende keine mehr.

Attraktiv sollte jedes Ziel sein. Hier ist entscheidend, ob man nur extrinsisch (von außen) oder intrinsisch (von innen) motiviert ist. Das bedeutet in unserem Beispiel: Will nur jemand anderes, dass ich mental stärker werde, oder will ich das auch? Nur wenn man selbst vom Ziel überzeugt ist, wird man auch Erfolg haben.

Ob die Motivation lange erhalten bleibt, hängt häufig davon ab, wie realistisch ein Ziel ist. Man sollte in diesem Punkt darauf achten, dass ein Ziel nicht unrealistisch ist. Nach einer Woche schon 30 Minuten ohne Pause Meditieren können, ist unrealistisch und kann schnell demotivierend wirken. Genauso demotivierend ist es aber auch, sich zu niedrige Ziele zu setzen. Wenn etwas keine Herausforderung ist, motiviert uns das sehr oft auch nicht.

Für unsere Motivation ist es auch wichtig, eine Ziellinie vor Augen zu haben. Wir brauchen einen Termin, auf den wir hinarbeiten können. So wird das Ziel noch greifbarer und auch verbindlicher. Bei der Zielsetzung sollte man also immer auch ein Datum oder einen festen Zeitraum einbauen.

Je spezifischer die Ziele, desto besser

Wenn man diese Punkte der Zielsetzung beachtet – sich SMARTe Ziele setzt– erhöht man die Chancen, die eigenen Ziele auch zu verwirklichen um ein Vielfaches. Aus dem schwammigen Satz „Ich will mental stärker werden“ wird dann zum Beispiel: „Ich will in den nächsten vier Monaten meine Konzentrationsfähigkeit von zwei Minuten auf 20 Minuten Daueraufmerksamkeit steigern, indem ich täglich meditiere und die Meditationszeit jeden Tag um 30 Sekunden erhöhe.“ Auch dieses Ziel lässt sich noch mehr spezifizieren, indem man beispielsweise die Formulierung „in den nächsten vier Wochen“ durch ein konkretes Datum ersetzt. Generell gilt: je spezifischer, desto besser. Denn so ist nicht nur das Ziel klarer, sondern auch der Weg dahin. Wenn der Zeitraum oder der gesetzte Termin erreicht ist, gilt es zu überprüfen, ob das Ziel erreicht wurde. Dann kann entschieden werden, ob ein neues Ziel gesetzt oder das aktuelle angepasst wird.

Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19 – Teil 4: Vernetzen und Rausgehen

Bisher hat sich die Serie „Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19“ mit Visualisieren, Struktur und Erholung sowie Dazulernen beschäftigt. Auch im letzten Teil der Beitragsreihe geht es wieder darum, das psychische Wohlbefinden zu fördern und sich gleichzeitig sportlich weiterzuentwickeln. Dieses mal durch: Vernetzen und in die Natur gehen.

Vernetzen

Sport hat immer einen sozialen Kontext. Gegenwärtig müssen wir physische Distanz wahren. Wir sollten uns aber bewusst sein, dass physische Distanzierung und soziale Isolation zwei unterschiedliche Dinge sind. Das Aufrechterhalten des Kontakts zu deinen Teammitgliedern, Trainingspartnern und Betreuern ist eine wichtige psychologische Ressource. Mit anderen Worten: Es tut dir richtig gut.

Ebenso wichtig ist der Kontakt zu deinen Freunden, deiner Familie und anderen Personen aus deinem Umfeld. Unterschiedliche technische Möglichkeiten, wie z.B. ein Gruppen-Chat, können dir helfen, die aktuelle Herausforderung zu meistern. Wenn du mit Freunden sprichst, solltest du daran denken, dass auch sie die Belastungen und negativen Auswirkungen dieser aktuellen Pandemie erleben. Deine Kommunikation könnte also nicht nur dazu beitragen, deine eigene Gefühlslage zu verbessern, sondern tut auch deinem Umfeld gut.

Das könntest du tun: Vereinbare mit deinen Teamkollegen oder Trainingspartnern feste und regelmäßige Termine, um eure Trainingsfortschritte und -anliegen mehrmals pro Woche zu einem geeigneten Zeitpunkt zu besprechen. Das kann auf Social-Media-Plattformen, in WhatsApp-Gruppen oder woanders erfolgen.

Darauf solltest du achten: Du wirst mit einer Mischung aus emotionalen Reaktionen konfrontiert sein und das kann eventuell eine Herausforderung darstellen. Um dieses Risiko zu mindern, ist auch die Aufrechterhaltung des Kontakts zu Personen außerhalb des Sports sehr wichtig.

Rausgehen

Körperliche Aktivität in der freien Natur ist für viele Athleten und Athletinnen eine naheliegende Wahl, um aktuell fit zu bleiben. Die Bewegung in natürlichen Umgebungen hat viele zusätzliche Vorteile gegenüber dem Training im Fitnessstudio, in der Halle oder eben Zuhause. Die Umweltbedingungen, wie z.B. gute Luftqualität und geringere Lärmbelästigung, sind der größte Vorteil. Die Bewegung in natürlicher Umgebung trägt außerdem dazu bei, Ängste und Sorgen abzubauen. Bei der aktuellen Herausforderung ist das wichtig. In die Natur zu gehen, verbessert auch die Stimmung und das psychische Wohlbefinden. Die Konzentration auf die Natur, wie z.B. die damit verbundenen Geräusche sowie die Aussicht auf Bäume und Grünflächen, kann auch von den körperlichen Anstrengungen während des Trainings ablenken. Das Ergebnis ist, dass sich Bewegung in einer natürlichen Umgebung leichter, angenehmer und spaßiger anfühlen kann als in geschlossenen Räumen.

Das könntest du tun: Finde, wenn möglich, eine Reihe von Orten im Freien, an denen du dich körperlich betätigen kannst, und versuche, die Natur aktiv wahrzunehmen.

Darauf solltest du achten: Halte dich an die tagesaktuellen Richtlinien deiner örtlichen Gesundheitsbehörde.

Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19 – Teil 3: Dazulernen

Bisher hat sich die Serie „Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19“ mit Visualisieren sowie Struktur und Erholung beschäftigt. Im Fokus liegt immer die persönliche Entwicklung und gleichzeitig das Fördern des psychischen Wohlbefindens. Dieses Ziel verfolgt auch der dritte Teil „Dazulernen“.

Dazulernen

Nutze die Gelegenheit, um dazuzulernen und deine mentalen Stärken weiterzuentwickeln (z.B. Visualisierungsfähigkeit, Konzentration, Belastbarkeit). Auch deine taktischen oder andere sportartspezifische Kenntnisse kannst du vertiefen. Zudem hast du jetzt die Möglichkeit, dich darauf zu konzentrieren, eine neue individuelle Fähigkeit zu erlernen, wie z.B. etwas mit deiner nicht dominanten Hand oder deinem nicht dominanten Fuß auszuprobieren. Du kannst auch etwas Neues außerhalb des Sports dazulernen: kochen, zeichnen, eine neue Sprache lernen oder irgendetwas anderes, was dich schon immer interessiert hat. Da der Sport durch COVID-19 nun teilwiese auf Eis gelegt wurde, bleiben für dich Erfolge in Wettkämpfen oder Spielen aus. Beim Dazulernen erweiterst du jetzt also nicht nur deine Fähigkeiten, sondern schaffst dir auch die Möglichkeit, wieder Fortschritte und Erfolge zu spüren. Du tust nebenbei also auch noch etwas für dein Selbstvertrauen.

Psychische Fertigkeiten sind etwas, von dem sich viele Sportlerinnen und Sportler wünschen, sie könnten es besser. Dazu zählen der Umgang mit Druck, Abhaken von Fehlern, optimale Wettkampfvorbereitung, mentales Training, Stressmanagement und vieles mehr. Da physisches Training im Moment teilweise eingeschränkt ist, könntest du z.B. ein Online-Coaching ausprobieren, um dein psychologisches Wissen zu erweitern. Wenn du darauf Lust hast, dann melde dich bei mir. Apps wie Mindance bieten dir eine weitere Möglichkeit, deine psychischen Stärken zu erweitern (Mindance bei GooglePlay, Mindance im App Store).

Das könntest du tun: Probiere etwas Neues aus. Lerne selbstständig, per App oder im Coaching sportlich und mental etwas dazu. Schließe dich dafür idealerweise mit einer Trainingspartnerin oder einem Trainingspartner zusammen, damit ihr eure Erfahrungen teilen und euch gegenseitig motivieren könnt.

Darauf solltest du achten: Möglicherweise hast du das Gefühl, dass dir die Energie für das Offline- oder Online-Lernen fehlt. Setze dir Ziele und gehe es langsam an.

Im nächsten Teil: Vernetzen und Rausgehen. Im letzten Teil der Serie geht es darum, wie du trotz der Einschränkungen soziale Kontakte pflegst und dies für deinen sportlichen Erfolg nutzen kannst. Außerdem erfährst du etwas über die positiven Effekte von Training im Freien.

Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19 – Teil 2: Struktur und Erholung

Die ständige Konfrontation mit den neuesten COVID-19 Nachrichten in den sozialen Medien und in News-Feeds macht mental müde. Daher ist es wichtig, bewusste Pläne für Ruhe und Erholung zu machen. Wir müssen auch einen Weg finden, uns an dieses „neue Normale“ zu gewöhnen.
Aus diesem Grund dreht sich der zweite Teil der Serie „Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19“ um Stuktur und Erholung. Im ersten Teil ging es bereits um Visualisieren und Zielsetzung.

Zeitmanagement und Struktur

Uns allen wurde geraten, uns selbst zu isolieren. Versuche die Selbstisolation als eine Zeit zu betrachten, in der du proaktiv handeln kannst. Nutze die Zeit optimal, damit du nicht das Gefühl hast, dass sie verschwendet wird. Dafür brauchst du zunächst etwas Struktur. Erstelle z.B. jede Woche eine To-Do-Liste. Lege fest, was du in der kommenden Woche erledigen möchtest und setze Prioritäten für deine Ziele und Aufgaben. Das ist eine gute Möglichkeit, den Überblick zu behalten und das Abhaken der Liste ist ein großartiger Motivator. Es ermöglicht dir gleichzeitig Dinge herauszufiltern, die dich nicht weiterbringen und deine Zeit fressen.

Erholung durch Schlaf und Routinen

Guter Schlaf ist keine vergeudete Zeit! Er lädt deine körperliche und geistige Energie wieder auf. Strenge Hygiene und die erforderlichen Handlungen der Selbstkontrolle durch die Corona Pandemie (z.B. ständig daran denken, das Gesicht nicht zu berühren) sind auch mental anstrengend. Versuche, eine normale Schlafroutine beizubehalten.

Versuche auch, deine Tagesstruktur so konsistent zu halten, wie sie vor COVID-19 war. Dazu ist es ganz wichtig, den Tag konsequent zu planen. Festige eine Morgenroutine, indem du die ganze Woche über zur gleichen Zeit aufstehst. Tennis-Star Novak Djokovic beschreibt in seinem Buch „Siegernahrung“ seine Morgenroutine sehr genau. Unter anderem schreibt er, dass er nach dem Aufstehen sofort ein Glas Wasser trinkt, um seinen Wasserhaushalt nach acht Stunden Schlaf wieder aufzufüllen. Wichtig ist aber, dass die Abläufe zu dir passen. Finde also deinen eigenen Rhythmus. Auch abends solltest du eine regelmäßige Routine einhalten, um das Gleichgewicht zu behalten. Ein Mangel an Struktur kann deinen Schlaf negativ beeinflussen. Überwache deine Bildschirmzeit und vergleiche sie mit einem normalen Trainingstag. Auch zu viel Zeit vor Bildschirmen beeinträchtigt deinen Schlaf.

Du hast die Kontrolle über die Entscheidungen, die du über den Beginn und das Ende deines Tages triffst. Die Festigung der morgendlichen und abendlichen Routine, genügend Schlaf und anderer Dinge der Selbstfürsorge (z.B. Tagebuchführung, persönliche Hobbys und nahrhafte Nahrungsmittel) helfen, das Gefühl der Kontrolle und des Wohlbefindens während dieser Krise wieder herzustellen. Gleichzeitig ist es die Chance, deine Gesundheit zu fördern. Effektive Ernährung ist z.B. stark mit Wohlbefinden und Leistung verbunden – und es lohnt sich, genau jetzt Zeit darin zu investieren.

Entspannung

Stress kann dein Immunsystem im Laufe der Zeit negativ beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Entspannungsverfahren anzuwenden. Das muss weder anstrengend sein, noch Ressourcen beanspruchen.
Beginne mit einer Technik, mit der du dich wohlfühlst. Das kann z.B. Muskelentspannung (PMR), autogenes Training oder Achtsamkeit sein. Aktive Erholung ist auch wichtig, um die zirkulierenden Hormone nach dem Training zu reduzieren. Das beschleunigt deine Erholung und verringert deinen Muskelkater. Es ermöglicht dir auch, mehr Power für die Trainingseinheiten der nächsten Tage zu haben. Dabei muss es nicht immer eine sportpsychologische Technik sein. Es kann eine Aktivität im Freien sein, wie z.B. ein Spaziergang. Möglich ist aber auch eine Netflix-Serie, ein Film, ein Computer-Spiel oder Musikhören. Wichtig ist, dass du dich aktiv entscheidest, die Zeit bewusst in dich und deine Erholung zu investieren.

Das könntest du tun: Nimm dir im Laufe des Tages etwas Zeit, um den Fernseher auszuschalten und das Smartphone wegzulegen, damit du dich mental und emotional vom Stress dieser Pandemie erholen kannst. Psychologische Distanz ist ein Begriff, der häufig im Zusammenhang mit der Arbeit verwendet wird. In diesem Fall kann er auf die Medien, die sich nur noch mit COVID-19 und der Corona Pandemie beschäftigen, angewandt werden. Minimiere die Zeit, die du dafür aufbringst, über die negativen Aspekte des Virus nachzudenken. Investiere deine mentale Kraft in Strategien, um dich zu dem Sportler oder der Sportlerin zu machen, der oder die du sein möchtest.

Darauf solltest du achten: Mit mehr Zeit im „Social Distancing“ können negative Gedanken zunehmen und die Stimmung kann negativ beeinflusst werden. Der erste Schritt zur Bewältigung dieser Probleme liegt darin, zu erkennen, wie du dich fühlst. Die Krise wirkt sich auf jeden Menschen anders aus. Rechne damit, dass sich deine Gefühle und Gedanken im Laufe der Zeit wahrscheinlich auch verändern werden. Sich über unkontrollierbare Situationen Sorgen zu machen, ist völlig normal, wird dir auf lange Sicht aber nicht helfen. Wenn du dich stattdessen auf Handlungen konzentrierst, die du kontrollieren kannst (wie z.B. regelmäßig Hände waschen, genügend Schlaf bekommen oder Zeit für deine Weiterentwicklung aufwenden), wird das deiner Gesundheit und deinem Wohlbefinden jetzt und zukünftig zugutekommen.

Im nächsten Teil: Dazulernen. Nutze jetzt die Zeit, Neues zu entdecken und zu lernen, um deine mentalen und körperlichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Sportlich weiterentwickeln trotz COVID-19 – Teil 1: Visualisieren

Diese Serie wird aus vier kurzen Artikeln bestehen und dir dabei helfen, deinen Blick wieder auf den Sport und das, was dir wichtig ist, zu richten. Die Medien erzeugen momentan nur negative Nachrichten und lassen uns schnell den Fokus verlieren. Hier geht es darum, die Zeit zu minimieren, die du dafür aufbringst, über die negativen Aspekte des Virus nachzudenken. Investiere jetzt deine mentale Kraft in Strategien, um dich zu der Version von dir selbst zu machen, die du sein möchtest. Der erste Teil der Serie dreht sich um Visualisieren und Zielsetzung.

Visualisieren

Als Sportler oder Sportlerin hast du dir vielleicht schon viele Situationen vorgestellt. Von der entscheidenden Aktion im Wettkampf oder Spiel bis hin zur Überreichung des Pokals. Visualisierung oder „mental imagery“ ist die Fähigkeit, verschiedene Handlungen und Emotionen geistig zu simulieren. Sportpsychologen nutzen diese Technik häufig, wenn sie mit verletzen Athleten und Athletinnen im Rehabilitationsprozess arbeiten. Die Verwendung mentaler Bilder kann helfen, Bewegungsabläufe aufrecht zu erhalten und auch sportliche Handlungen zu fördern. Visualisieren kann in der aktuellen Situation ebenfalls helfen.

Das Visualisieren kannst jetzt verwenden, um dir deine positive Zukunft vorzustellen. Es ist das, was du auch bei deiner Zielsetzung tust: ein positives Zukunftsdenken. Viele Ziele im Sport sind im Moment in Unklarheit gehüllt. Es ist also ein guter Zeitpunkt, über eine Reihe von positiven Zukunftszielen nachzudenken. Die Ziele sollten sich um Dinge drehen, auf die du selbst Einfluss hast, z.B. das Verbessern einer Fertigkeit oder Technik. Am besten beachtest du dabei die Regeln der Zielsetzung. Dieses Konzept nimmt den Druck von unmittelbaren Fragen wie Mannschaftsauswahl oder individueller Qualifikation. Das hilft in gewisser Weise, das Jahr 2020 in die richtige Perspektive zu rücken. Eine Schlüsselfrage, die du dir jetzt stellen kannst, ist: „Was für ein Athlet möchte ich 2021 sein?“ Nimm bei der Antwort auf diese Frage Bezug auf deine Stärken im Sport. So behältst du deine Langzeitziele im Blick und kannst neue Motivation gewinnen.

Das könntest du tun: Überprüfe deine Saisonziele, suche nach Motivation in längerfristigen Zielen und konzentriere dich darauf, was für ein Athlet du sein willst.

Darauf sollstest du achten: Einige deiner aktuellen Saisonziele können auch deine Lebensziele sein. Insbesondere bei Athleten und Athletinnen, die die olympischen Spiele anstreben, bringt COVID-19 Ungewissheit in den Sport. Das kann zu Stress und unangenehmen Emotionen führen. Wenn das der Fall ist, dann vertraue dich jemandem an. Das Leid zu teilen, wird dir dabei helfen, mit diesen Emotionen umzugehen.

Im nächsten Teil: Erholung und Struktur. Bringe wieder einen gewohnten Ablauf in deinen Alltag und regeniere dich, um sportlich jetzt richtig durchzustarten.

Wie Leistungssport auf Krisen wie die Corona-Pandemie vorbereitet

Der Leistungssport und seine Lehren

Individuelle Betreuung im Sport
Foto: Max Menning

Die Corona-Pandemie bestimmt aktuell unsere Realität. Sie bringt viele unbekannte und neue Herausforderungen mit sich. Sie bietet aber auch immer wieder die Möglichkeit, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und deren positive Seiten aufzuzeigen. Der Leistungssport fordert sehr viel: Zeit, Anstrengungen und eine Vielzahl von Entbehrungen. Leo Teßmann ist Sportwissenschaftler und Athletiktrainer sowie ehemaliger Nachwuchsspieler von Hertha BSC und Hansa Rostock. Er fasst das Leben als Leistungssportler, seine Erfahrungen und die damit verbundenen Lehren in folgendem Instagram Post so zusammen:

https://www.instagram.com/p/B_cP2e9p3f6/

Was macht Athletinnen und Athleten aus dem Leistungssport in der Corona-Pandemie besonders?

Der Leistungssport bereitet Athleten und Athletinnen auch für den Umgang mit einer Krise vor. Natürlich bereitet der Sport einen nicht direkt auf eine Pandemie vor, doch Erfahrungen aus Training und Wettkampf sowie die damit entstandnenen Fähigkeiten lassen sich auf verschiedenste Umstände übertragen. In der Corona-Pandemie sind Fähigkeiten aus dem Sport sehr hilfreich. Dazu zählen: „Mental Toughness“ oder psychische Stärken, psychische Widerstandskraft oder Resilienz und Kontrollwahrnehmung.

1. Psychische Stärken

Leistungssportlerinnen und -sportler haben in der Regel viele Fähigkeiten und Gewohnheiten entwickelt, die ihre Leistung auf dem Spielfeld, beziehungsweise im Wettkampf unterstützen. Diese Fähigkeiten können sich bewusst oder auch unbewusst entwickelt haben. So unterstützen beispielsweise die Routinen vor dem Elfmeterschießen, die Entspannungs- und Fokussierungskomponenten enthalten, die emotionale Regulation. Solche und andere Techniken lassen sich auch nutzen, um jetzt dabei zu helfen, in der Welt außerhalb des Sports zurechtzukommen. Es ist sehr wichtig, dass sich Athleten und Athletinnen ihres Repertoires an psychischen Fähigkeiten bewusst werden und diese auch in anderen Kontexten anwenden.

2. Resilienz

Die Fähigkeit, Ressourcen sowohl im Vorfeld als auch nach einer großen Herausforderung zu mobilisieren, wird durch unsere sportlichen Herausforderungen ständig weiterentwickelt. Die Mehrzahl der Sportler und Sportlerinnen haben dadurch die Fähigkeit erlangt, auf starke Stressfaktoren optimistisch zu reagieren und sich auf ein Wachstum einzulassen. Darüber hinaus haben sie viele erfolgreich gemeisterte Hindernisse und positive Erinnerungen im Gedächtnis, auf die sie zurückgreifen können. Dadurch haben Personen aus dem Leistungssport eine solide Grundlage. Darauf können sie die Überzeugung aufbauen, dass sie über ausreichende Ressourcen verfügen, um mit der aktuellen Krise fertig zu werden. Auch hier geht es darum, sich der eigenen mentalen Resilienz aus dem Sport bewusst zu werden und sie auf aktuelle Lebenslagen zu übertragen.

3. Wahrnehmung von Kontrolle

Der Verlust von Kontrolle ist generell eine der Hauptursachen für Angstzustände. Bei einer Kriese wie der Corona-Pandemie ist das Gefühl von Kontrollverlust allgegenwärtig. Die Entwicklung von Autonomie und die Rückgewinnung von Kontrollgefühl ist ein Schlüsselfaktor, um sich wieder sicher und geborgen zu fühlen. Das bewusste Wahrnehmen neuer Gewohnheiten, die uns vor COVID-19 schützen sollen, wie z.B. die physische Isolation, Handhygiene oder die Vermeidung von Gesichtsberührungen, kann dabei helfen, in einer unsicheren Welt die Kontrolle zurückzugewinnen. Bewusst neue Wege zu finden, sich zu bewegen, zu arbeiten, zu trainieren und zu interagieren, kann eine Welt voller Möglichkeiten eröffnen und gibt Handlunugsspielraum zurück. Sportlerinnen und Sportler haben in Studien gezeigt, dass sie schneller positive Gewohnheiten entwickeln und besser ihre Selbstbeherrschung bewahren können. Auch dies sind Fähigkeiten, die sich auf die gegenwärtigen herausfordernden Umstände übertragen lassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Leistungssportlerinnen und Leistungssportler in der aktuellen Situation zuerst ihrer eigenen Fähigkeiten, beziehungsweise mentalen Stärken bewusst werden sollten. Eine Methode, die bei diesem Prozess äußerst hilfreich sein kann, ist Achtsamkeit. Danach gilt es, diese Stärken auf den sportlichen, beruflichen und privaten (neuen) Alltag anzuwenden.

Mental Coach oder Sportpsychologe?

Zwei Begriffe, eine Bedeutung?

Mental Coach und Sportpsychologe klingt im ersten Moment synonym. Warum bestehen dann gerade Sportpsychologinnen und Sportpsychologen auf die strikte Trennung der Befrifflichkeiten?

Der Grund ist recht einfach: „Mental Coach“ ist kein geschützter Begriff. Jede Person kann sich als Mental Coach oder Sport Mental Coach bezeichnen. Überspitzt gesagt, braucht man dafür nicht einmal die Grundschule abgeschlossen zu haben. Um sich jedoch „Sportpsychologe“ oder „Sportpsychologin“ nennen zu dürfen, muss man entweder ein abgeschlossenes Studium der Sportwissenschaft oder Psychologie und eine Zusatzausbildung bei der ASP (Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie) besitzen oder den Studiengang der angewandten Sportpsychologie erfolgreich abgeschlossen haben.

Brauche ich nun einen Sport Mental Coach oder einen Sportpsychologen?

Häufig werden in Sportpsychologie-Kreisen die fehlende Wissenschaftlichkeit und die unterschiedlichen „Zertifikate“ für Mental Coaches kritisiert. Vom Wochenendkurs bis hin zu fundierten Ausbildungen kann alles dabei sein. Es gibt ohne Frage bessere, aber eben auch weniger gute Mental Coaches. Für Sportlerinnen und Sportler ist es daher schwer, den Überblick zu behalten.

Der Titel „Sportpsychologe“/ „Sportpsychologin“ ist also ein Gütesigel, das eine grundlegende Ausbildung und Qualifikation sicherstellt. Zudem gibt es für Sportpsycholog*innen eine Gebührenordnung als Richtlinie für die Kosten von Betreuungen. Eine solche Richtlinie gibt es für Mental Coaches nicht.

Jeder Sportpsychologe ist ein Mental Coach, aber nicht jeder Mental Coach ist ein Sportpsychologe.

Coachingsituation - Mental Coach/ Sportpsychologe coacht eine Gruppe
Mental Coach oder Sportpsychologe? Hauptsache der Inhalt stimmt.

In Einzelcoachings oder bei der Betreuung von Teams bin ich selbst auch schon als Mental Coach vorgestellt worden. In der Vergangenheit habe ich das immer richtig gestellt. Auch heute stelle ich mich weiterhin als Sportpsychologe vor, doch habe kein Problem mehr damit, der Mentaltrainer oder Coach zu sein. Am Ende zählt der Inhalt und die Weiterentwicklung der Person oder Gruppe. Gerade in moderneren Umfeldern, wie zum Beispiel dem eSport, ist es manchmal sogar passender, der Mental Coach zu sein, weil dieser Begriff einen zeitgemäßeren Klang hat.

Gutes Coaching für alle: Vermeiden der „Self-fulfilling Prophecy“

Dieser Beitrag schließt sich an den Artikel „Feedback im Fußballtraining“ an und geht tiefer auf ein spezielles Problem im Coaching ein.

Self-fulfilling Prophecy: Was ist das und was hat das mit Coaching zu tun?

Die Erwartungen von Trainerinnen und Trainern an einen Sportler oder eine Spotlerin entstehen aus mehreren Faktoren, wie z.B. Alter oder Fähigkeiten. Häufig entstehen diese Erwartungen durch den berühmten „ersten Eindruck“ oder aber durch Hörensagen wie „Das ist ein Guter!“ oder „Der kann gar nichts!“. Ist man bei einem Trainer oder einer Trainerin einmal in eine Schublade gerutscht, ist es meist schwer, aus dieser wieder herauszukommen. Je erfahrener das Trainerteam ist, desto wahrscheinlicher steckt man auch in der „richtigen“ Schublade.

Für die Trainingserfolge und Fortschritte der Einzelnen kann das Schubladendenken aber zum Problem werden.

Warum ist das so? Ein Beispiel aus dem Mannschaftsport: Die Meinung, die ein Trainer von einem Spieler hat, wird durch verbale und nonverbale Kommunikation vom Trainer an den Spieler übermittelt. Werden die Erwartungen des Trainers über einen langen Zeitraum durchgehend vermittelt und nimmt der Athlet diese Nachrichten auf, kann dies dazu führen, dass das tatsächliche Verhalten des Sportlers nach einiger Zeit mit den ursprünglichen (falschen) Erwartungen des Trainers übereinstimmt. Das bezeichnet man als „Self-fulfilling Prophecy“, eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Grafik zum Coaching und Feedback im Fußball
Ungleichgewicht in der Förderung führt zu ungleicher Entwicklung

Dieses Phänomen lässt sich darauf zurückführen, dass – vor allem in Mannschaftssportarten – Spieler und Spielerinnen, von denen höhere Leistungen erwartet werden, generell oft mehr und spezifischer gecoacht werden als Spieler und Spielerinnen, von denen wenig erwartet wird. Das Problem dabei: Die vermeintlich stärkeren Athletinnen und Athleten werden mehr gefördert als die subjektiv schwächeren. Das endet oft darin, dass sich die Spielerinnen und Spieler, von denen weniger erwartet wird, schlechter entwickeln. Nach einiger Zeit können sie dadurch tatsächlich leistungsschwächer sein als ihre Mitspieler und Mitspielerinnen. Die anfänglich falsche Prophezeiung hat sich selbst erfüllt.

Wie können Trainerteams möglichst objektiv bleiben und Spielerinnen und Spieler gleichmäßig fördern?

Um diese selbsterfüllende Prophezeiung zu umgehen, müssen Trainerteams zum einen so objektiv wie möglich bleiben und ihre eigene subjektive Wahrnehmung der Sportlerinnen und Sportler immer wieder hinterfragen, und zum anderen ihr Coaching und Feedback ungeachtet ihrer Erwartungen gleichmäßig auf alle Spielerinnen und Spieler verteilen. Doch objektiv bleiben ist leichter gesagt als getan.

Was kann man konkret tun? – Praxisbeispiel Fußball

Trainer-Coaching der Fußballspieler auf einem Beach Soccer Feld

Auf der einen Seite bieten sich Beobachtungsbögen an. Der DFB stellt seinen Trainern zum Beispiel den „Bewertungsbogen zum Einschätzen fußballerischer Fähigkeiten“ zur Verfügung. In solchen Bögen werden in der Regel festgelegte Faktoren (z.B. „Ballbehandlung“) abgefragt und dann auf einer Skala eingeschätzt. Solche Tools kann man auch leicht selbst erstellen oder Vorlagen individuell anpassen. Die großen Nachteile von Bewertungsbögen sind jedoch ein sehr großer Zeitaufwand und die nicht ausbleibende subjektive Komponente. Trotz standardisierter Beobachtungs- und Fragebögen ist die eigene Meinung nie ganz auszublenden.

Auf der anderen Seite sind Zahlen und Fakten das Mittel der Wahl für Objektivität. Leistungstests und die dazugehörigen Auswertungen sind eine gute Möglichkeit, die Spielerinnen und Spieler an Zahlen zu messen und objektiv einzuschätzen. Das können einfache Faktoren sein, wie zum Beispiel Laufgeschwindigkeiten oder -zeiten. Man kann aber auch komplexere Tests durchführen, bei denen Erfolgsquoten oder Wiederholungszahlen messbar sind, wie beispielsweise Passtore treffen – entweder auf Zeit oder mit einer maximalen Anzahl von Versuchen.

Es muss nicht immer ein separater Test sein

Zusätzlich bietet es sich an, über Übungen, Spielformen und kleine Turniere den Fußballerinnen und Fußballern die Möglichkeit zu geben, sich an objektiven Maßstäben zu messen. Die entscheidenden Punkte sind dabei stets gleiche Gegebenheiten für alle und die objektive Messbarkeit. Wie bereits beschrieben, können das Zeiten bei Sprints oder Dribblings, Wiederholungen beim Jonglieren oder geschossene Tore in kleinen Spielen sein. Um die Motivation gleichzeitig hoch zu halten, baut man die „Messungen“ bestenfalls in Wettbewerbsformen ein, wie etwa ein 1-gegen-1-Turnier („Kaiserturnier“) oder Torabschlusswettbewerbe.

Sich selbst Regeln für das Coaching erstellen

Alle objektiven Einschätzungen bringen den Sportlerinnen und Sportlern nicht viel, wenn diese nicht regelmäßig rückgemeldet und gespiegelt werden. Minuziös Buch darüber führen, wann man im Training oder Spiel wie oft und wie viele Sekunden mit wem gesprochen hat, um niemanden zu vergessen, ist ganz klar zu umständlich. Es darf aber auch nicht dazu kommen, dass eine Person, die zum Beispiel unauffällig ist, weil sie selten Fehler macht, kein Feedback bekommt und die Kommunikation zwischen Trainerteam und Mannschaft dadurch ungleichmäßig verteilt ist. Um das zu verhindern, sollte man sich slebst Vorgaben für das eigene Coaching erstellen. Folgende Denkanstöße könnten dabei zu Struktur in der Kommunikation verhelfen:

  • Als klare Kommunikationsregel für das Trainerteam, um die Stärken der Mannschaft zu fördern, gilt: Jede wirklich gute/ herausragende Aktion mit Lob belohnen und bekräftigen – ohne Ausnahme!
  • Bei der Trainingsdokumentation sollte man nicht nur Anwesenheit und Trainingsleistung der Spieler und Spielerinnen eintragen, sondern kurz auch sich selbst hinterfragen: „Habe ich Aktionen von diesem Spieler/ dieser Spielerin im Kopf? Habe ich heute mit der Person gesprochen oder sie gecoacht?“
  • Um grundlegende Dinge zu besprechen und Erwartungen klar und transparent zu machen, sind regelmäßige Spielergespräche (zumindest halbjährlich) für Feedback unter vier Augen empfehlenswert und können den Sportlerinnen und Sportlern zu weiteren Entwicklungsschüben verhelfen.

Podcast zum Umgang mit Gedanken und Emotionen im Fußball

Immer wieder versuche ich mich selbst vor Herausforderungen zu stellen. Einen Podcast zu machen war auf jeden Fall eine neue und tolle Erfahrung. Ich habe jetzt gelernt, dass man immer den gleichen Abstand zum Mikro halten sollte…

Die Zuhörer lernen hoffentlich etwas zum Umgang mit Gedanken und Emotionen im Fußball und bekommen einen kleinen neuen Einblick in die Sportpsychologie.

Podcast – Gedanken und Emotionen im Fußball

Vielen Dank an Christoph Kleinert für das Interview! Den ganzen Podcast gibt es bei Spotify.

Interesse an einem individuellen Coaching und Workshops für Teams zum Umgang mit Gedanken und Emotionen im Fußball oder anderen Sportarten? Nähere Informationen findest du unter Individuelle Betreuung und Interventionen für Teams und Gruppen.

Feedback im Fußballtraining

Mit zielgerichtetem Coaching Motivation und Trainingserfolge steigern

Wenn wir im Training oder im Spiel coachen, übermitteln wir unseren Spielerinnen und Spielern Feedback. Doch Feedback ist nicht gleich Feedback. Es kann verbal und nonverbal, formal oder nicht formal, direkt oder indirekt sowie bewusst und unbewusst gegeben werden.
Feedback kann über verschiedene Wege gegeben werden: visuell, auditiv und audiovisuell. Visuelles Feedback erfolgt z.B. mimisch oder anhand von Gestik. Das auditive Feedback wird durch Sprache oder andere Laute gegeben. Die Verbindung beider Formen wird audiovisuelles Feedback genannt.
In wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass das Nutzen von direktem audiovisuellen Feedback den meisten Erfolg verspricht.
Für die Empfänger -die Spielerinnen und Spieler- kann Feedback positiv, negativ oder neutral (sachlich) sein. Auch das Ausbleiben von Feedback (Nonreinforcement), z.B. nach einer gelungenen Aktion, ist eine Art der Rückmeldung. In einer Studie mit Eishockeyspielern (Stein et al., 2012) konnte z.B. gezeigt werden, dass Nonreinforcement, vor allem nach einer guten Leistung, eine der dysfunktionalsten Arten von Feedback ist und die Sportler sich sehr häufig mehr Feedback wünschen, als sie im Durchschnitt wahrnehmen. Man sollte seine Sportler und Sportlerinnen demzufolge nie ignorieren, ihnen im Training permanent Aufmerksamkeit schenken und geglückte Handlungen stets verstärken. Es gibt demnach sehr viele Dinge zu beachten, wenn es um zielführendes Coaching geht.

Dieser Übersichtsartikel beschäftigt sich mit zwei wichtigen Faktoren der Kommunikation auf und neben dem Platz: dem verbalen und dem nonverbalen Feedback.

Verbales Feedback – Loben, Anfeuern, Kritisieren.

Positives Feedback – Loben, loben, loben…

Lob ist eine Art des Feedbacks und wird von den meisten Menschen als positiv wahrgenommen. Erwachsene und Kinder sprechen stark auf Lob an und weisen nach dem Empfang eines Lobes ein erhöhtes Selbstwertgefühl auf.
Lob sollte im Fußballtraining und -spiel eingesetzt werden, um erwünschtes Verhalten zu verstärken.
Doch wie setzt man Lob zielgerichtet ein? Wenn man sich vor Augen hält, dass es darum geht, Spielerinnen und Spieler weiterzuentwickeln, dann sollte Lob immer dann zum Einsatz kommen, wenn man z.B. ein Verhalten wahrgenommen hat, welches aus Trainersicht gewünscht ist.
Beispielsituation: Ein Mitspieler steht frei. Ein Pass zu diesem Spieler war die gewünschte Reaktion und wurde umgesetzt. Folgt nun unmittelbar ein Lob vom Trainerteam, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein ähnliches Verhalten bei einer gleichartigen Situation gezeigt wird. Am wirksamsten ist Lob immer direkt nach der Aktion, weil dann die Verknüpfung mit der Aktion noch am frischesten ist.

Fußball Motivation Training
Foto: LI Rough Riders Soccer

Was genau sollte man loben?

Leman (2008) unterscheidet zudem Ermutigung von generellem Lob, da bei der Ermutigung die Handlung im Vordergrund steht. Er schreibt, dass Ermutigung („Das war ein klasse Dribbling“) wirksamer sei als Lob im allgemeinen Sinn („Du bist klasse“). Nach Leman sollte man nie die Persönlichkeitseigenschaften eines Kindes mit seiner Leistung in Verbindung bringen, da dies nicht selbstwertfördernd ist. Man sollte eher das Erbringen der Leistung an sich loben.
Ebenso wenig sollte Lob zu Ungunsten anderer Teammitglieder eingesetzt werden, indem man beispielsweise die Leistung eines Spielers mit der eines anderen Spielers vergleicht und damit die Leistung des zweiten Spielers herabwürdigt. In der Praxis wird Lob in Mannschaftssportarten meist auf das Team bezogen und Einzelne können nur einen Teil für sich herausnehmen. Positives Feedback sollte immer wieder auch direkt an einzelne Spieler und Spielerinnen gerichtet werden.

Der „Hustle“: eine besondere Form der Bekräftigung

„Hustle“ kann man als Anfeuern oder Antreiben verstehen. Umgangssprachlich könnte man auch sagen „Feuer ins Trainings bringen“. Generell ist dieses Anfeuern und Fordern positiv zu sehen, da es in der Regel zu erhöhter Anstrengung und höheren Trainingserfolgen führt.
Beim „Hustle“ ist jedoch auch Vorsicht geboten. Ist das Ziel, willensstarke Spieler und Spielerinnen zu formen, kann es kontraproduktiv sein, diesen Willen permanent von außen herein zu bringen. Hat man durch antreibende Äußerungen „genug Feuer“ in eine Übung oder ein Spiel gebracht, sollte man den Willen und Einsatz loben, der von „innen“, also aus den Spielerinnen und Spielern selbst kommt.

Kritik – muss auch mal sein

Eine andere Art von verbalem Feedback ist die Kritik. Kritische Hinweise dürfen nicht bestrafend sein, sondern müssen eher einen korrigierenden und unterstützenden Charakter haben. Trainer und Trainerinnen sollten Kritik daher stets sachlich und im Sinne der Leistungsverbesserung äußern. Auch sachliche Kritik bezieht sich nicht auf Persönlichkeitseigenschaften, sondern auf Handlungen. Die Aussage „Den hätte ja meine Oma reingemacht!“ hilft nach einem verunglückten Torschuss niemandem weiter, sondern senkt in der Regel nur das Selbstbewusstsein. „Körper über den Ball!“ hingegen enthält eine technische Korrektur und ist frei von negativen Emotionen.
Im Training sollte immer der korrigierende Charakter der Kritik im Vordergrund stehen, um eine Leistungsverbesserung bei den Empfängern hervorzurufen. Um beispielsweise technische oder taktische Fehler zu korrigieren, sollte die Kritik, wie auch das Lob, unmittelbar erfolgen, um den Bezug zum gerade erfolgten Verhalten aufrecht zu erhalten.

Wie beim Passspiel: Timing ist entscheidend

Ob nun Lob oder Kritik – es gilt zu beachten, wann das verbale Feedback kommen sollte. Will man vor allem die Kreativität im Fußball fördern, ist es nicht zielführend, durch Kommandos im Training und im Spiel bestimmte Lösungen vorzugeben und zu fordern. „Ferngesteuerte“ Spieler können ihre Kreativität nicht ausleben und können sie ein Stück weit auch verlieren. Daher sollte der Großteil des Feedbacks nach Handlungen kommen, das heißt weniger gute Dinge korrigieren und gute Dinge bekräftigen und verstärken.

Nonverbales Feedback – auch ohne Worte sagt man viel

Die Körpersprache des Trainerteams kann zum einen nonverbales Feedback der Trainerinnen und Trainer für Verhaltensweisen der Sportlerinnen und Sportler sein. Zum anderen kann sie die innere Einstellung oder das Befinden des Trainers oder der Trainerin nach außen transferieren.
Ist das wirklich so wichtig?

Ja, denn Körpersprache ist universell und allgemeinverständlich, unabhängig vom Kulturkreis. Traurigkeit kann man beispielsweise bei jeder Person erkennen – egal, welche Sprache diese Person spricht.
Unterscheiden muss man bei der Körpersprache bewusste und unbewusste Signale. Unbewusst kann z.B. Langeweile nach außen hin ausgedrückt werden. Ein bewusstes Signal könnte z.B. ein gelerntes Verhalten wie ein aufgesetztes Lächeln sein. Ob bewusst oder unbewusst gesendet, werden Körpersignale in der Regel von anderen empfangen und verarbeitet. Nimmt die Mannschaft Körpersignale des Trainers oder der Trainerin wahr, kann dies auch einen Einfluss auf sie haben.
So genannte Spiegelneurone im prämotorischen Kortex des Gehirns erstellen bei jeder beobachteten Handlung eine interne neuronale Kopie. Dies kann man z.B. bei Neugeborenen beobachten, die – ohne das Konzept von Fröhlichkeit zu kennen – zurücklächeln, wenn man sie anlacht. Ein anderes Beispiel ist Gähnen, das häufig durch die Beobachtung einer anderen gähnenden Person ausgelöst wird. So können motivierte Trainerinnen und Trainer automatisch einen motivational positiven Einfluss auf die Spielerinnen und Spieler haben. Auf der anderen Seite kann z.B. die nervöse Körpersprache oder aggressives Verhalten von Eltern am Spielfeldrand einen negativen Einfluss haben, indem auch dieses beobachtete Verhalten kopiert wird. Die Nervosität eines Elternteils kann sich dann wie ein Lauffeuer auf die gesamte Mannschaft ausbreiten, da sich auch die Mitspieler gegenseitig „anstecken“ können.

Hat das nur kurzfristigen Einfluss?

Neben der Beeinflussung der Mannschaften in einzelnen Situationen haben Trainerteams auch einen langfristigen Einfluss auf die Einstellung der Spielerinnen und Spieler und damit eine gewisse Vorbildfunktion. Durch reines Beobachten erlernen die Sportlerinnen und Sportler bereits Verhaltensweisen. Das wird als „Modelllernen“ bezeichnet. Bei den Modellen kann es sich um reale Personen (z.B. Mutter) oder symbolische Personen (z.B. Filmfigur) handeln. Menschen lernen Verhaltensweisen, die sie bei anderen Personen oder z.B. im Fernsehen gesehen haben, in jedem Fall, führen diese aber nicht zwingend aus. Beobachtet demnach z.B. eine Sportlerin ihren Trainer, wie er lustlos eine Übung aufbaut und erklärt, kann die Athletin anschließend auch Lustlosigkeit im Training aufweisen.

Bei der Körpersprache ist also regelmäßige Selbstreflexion angesagt. Hier kann gegenseitige Beobachtung unter Trainerkollegen helfen oder Videotechnik zum Einsatz kommen. Wie bereits erwähnt, sollte man aber auch hin und wieder das Umfeld und die Spielereltern im Blick haben.

Weiterführendes

Unter Fortbildungen gibt es weitere Themen für Trainer und Trainerinnen, sowie Interessierte aus der Wirtschaft.

Gute Tipps zu verschiedenen Coaching-Stilen und deren Effekten gibt es auch auf der Homepage des DFB! Auch weitere Hinweise zum Coaching im Wettkampf sind dort zu finden.